Willehalm gehörte neben dem Parzival zu den berühmtesten und beliebtesten Romanen im Mittelalter. Beide umfangreichen Werke haben sich in vielen Ausgaben erhalten, der Willehalm wurde wie kein zweites Werk der Zeit mit Buchillustrationen ausgestattet. Der Autor, dessen Interpretationen der Geschichtsverläufe nicht dem herrschenden Kanon entsprach, war Wolfram von Eschenbach, ein schon zu Lebzeiten gefeierter Dichter, der auf seinen Lesereisen an den Fürstenhöfen viel Zuspruch erfuhr. Geboren um 1170 in Franken und später am Hof des Grafen Hermann von Thüringen tätig, schildert er im Willehalm zwei große Sarazenen-Schlachten im südlichen Frankreich. Er beruft sich auf die tradierten Epen und spannt einen großen Bogen in die Gegenwart des 13. Jahrhunderts. Dabei bricht er mit der herrschenden Kreuzzugspropaganda der Heidenvernichtung. Wolfram liefert – wie schon zuvor im Parzival – einen offenen Blick auf Christen und Moslems. Breite Dialoge über Glauben, Liebe und Toleranz werden unter anderem von Gyburg geführt, der Frau von Willehalm mit muslimischer Herkunft.
Der Salzburger Germanist Franz V. Spechtler hat in bewährter Weise dieses wertvolle und umfangreiche Epos in das Neuhochdeutsche übertragen und damit dieses frühe Dokument der Völkerverständigung zugänglich gemacht.
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