Dieser Band versammelt die wichtigsten Essays und Studien, die Jiří Gruša von 1990 bis zu seinem Tode 2011 verfasste. Nach der Wende hatte er gehofft, in seine Heimat zurückkehren zu können und in seiner Muttersprache wieder publizieren zu können. Es kam anders. Sein Freund Václav Havel bat ihn, Botschafter in Deutschland zu werden. So kam es, dass Gruša keine längeren Texte mehr verfassen konnte, eben wegen seiner diplomatischen Tätigkeit als Botschafter in Bonn und dann in Wien und schließlich als Direktor der dortigen Diplomatischen Akademie.
In dieser Zeit sind aber viele kürzere und längere eindrucksvolle Texte entstanden, die mit seiner Tätigkeit der Vermittlung zwischen Tschechien und den deutschsprachigen Ländern zu tun haben, Texte, in denen er die politische und kulturelle Konstellation Mitteleuropas analysiert und deutet, immer getragen vom Wunsch nach Versöhnung und Verständigung. Die deutsch-tschechische Erklärung, die einen Schlussstrich unter das Vergangene ziehen sollte, ist nicht zuletzt sein Werk.
Was er zu sagen hat zur politischen und geistigen Situation in Europa, hat seine Gültigkeit nicht verloren. Seine eigenen Erfahrungen, die ihn zum Schreiben drängten, formulierte er in seiner Dresdner Poetik-Vorlesung, es sind die Erfahrungen eines Mitteleuropäers. Bewundernswert sind die Klarheit und die Unabhängigkeit seines Urteils. Nach 2009 blieb ihm nur kurze Zeit für umfassendere Texte. Was uns entgangen ist, belegt der Anfang seiner Erinnerungen an seine Zeit als Botschafter, sie zeigen ihn als witzigen und scharfsinnigen Beobachter, ein Schriftsteller und Diplomat, ein Stilist und Realist zugleich.
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