Dieser Roman spielt zu Beginn des algerischen Freiheitskampfes und während des historisch in dieselbe Zeit fallenden Erdbebens, das eine ganze Stadt – Orléansville – ausgelöscht, einen ganzen Landstrich Nordafrikas zerstört hat. Um Zerstörung also geht es, aus der Neues entsteht, zumindest entstehen könnte – damals wie heute.
Orléansville war damals eine Stadt am Rande Europas, Schnittpunkt von Schicksalen zwischen Afrika und der Alten Welt. Da ist Perrin, der kleine Angestellte eines reichen Kolonialisten. Er liebt ein Mischlingsmädchen und steht schon darum zwischen den Fronten. Er will nach Europa zurück und kommt doch nicht los von diesem geheimnisvollen Kontinent, auf den es ihn verschlagen hat. Da sind gewissenlose Abenteurer wie Matour und die alteingesessenen Franzosen wie der Arzt Dr. Fontaignes. Und da sind die jungen revolutionären Moslems wie Abdelkader, die den großen Aufstand vorbereiten. Aber dahinter dringt die Erzählung „ins Herz der Steine und hinter das Geschrei der Basare und greift bis in die Tiefe der Hoffnungen, Schmerzen und Träume“ all dieser Menschen, deren alltägliches Leben mit Liebe, Hass, Abenteuer, Intrigen und Versuchungen im Schatten von Krieg und Naturkatastrophen steht.
Kolonialer Befreiungskampf damals oder Arabischer Frühling und IS heute; Algerien oder Syrien und Irak: Nur die Schauplätze und Jahreszahlen haben gewechselt und nur die Etiketten sind ausgetauscht. Damals war es ein Erdbeben, das eine Stadt ausgelöscht hat; heute sind es wir Menschen, die mit Bomben, Giftgas und bestialischen Massakern die selbstbereitete Apokalypse heraufbeschwören. Nicht die Engel aus der Offenbarung des Johannes gießen die Schalen des Zorns über uns. Wir selbst tun das, unverändert über wechselnde Standorte und auswechselbare Jahrzehnte.
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