Rudi Benétik: geboren 1960 in Jaunstein/Podjuna (Südkärnten). Von 1981 bis 1984 Studium an der Akademie für bildende Künste bei Prof. Janez Bernik und Prof. Bogdan Bori. 1982 Studium der Radierkunst bei Prof. Andrej Jemec, Prof. Rudolf Hradil (Int. Sommerakademie Salzburg). 1983 Studium im Atelier für Plastik bei Markus Lüpertz (Int. Sommerakademie Salzburg). 1984 Workshop »Kunst & Bühne – Technik & Spiel« bei Otto Piene, Werner Ruhnau und Günther Schneider-Siemssen (Int. Sommerakademie Salzburg). 1994 künstlerisches Projekt »Der letzte Raum / poslednji prostor / l’ultimo spazio« bei der Aufstockung des Klagenfurter Konzerthauses. Lebt und arbeitet in Jaunstein, Klagenfurt und Trient (Norditalien).
Augenblicke sind es, in denen Rudi Benétik die Wirklichkeit wahrnimmt einem Seher gleich, der zum Schauen bestellt ist. Das Ergebnis sind seine Skizzenbücher. Sie liegen seinem Schaffen voraus. Wenn er zum fertigen Bild den Titel gefunden hat, der fast zu jedem Bild sich findet, so können wir uns auf die Spur der Vorgeschichte heften. Seine Werke geben den Blick frei auf eine Wirklichkeit, die noch vor dem Sündenfall der Wahrnehmung liegt einer Wahrnehmung, die sich der virtuell hergestellten und vorgeformten Weltsicht unterordnet und von ihr überformt wurde. Rudi Benétik ergreift Position für das Sehen, für die Wahrnehmung. Es ist die Genauigkeit und langsame Suche der Augen, um den Dingen ihren ursprünglichen Gesang, ihr Geheimnis wieder abzulauschen. Der Künstler geht auf die Dinge zu, entreißt sie ihrem Kontext und rettet sie aus der Geschichte der Vereinnahmung, um sie in den Skizzenbüchern festzuhalten, die zum Fundus für die neue Ordnung der Dinge, für die vom Künstler in seinen Bildern neu gestaltete Wirklichkeit werden. Seine Bilder schaffen eine Wirklichkeit, die uns in jene Zeit lenkt, die dem Betrug unserer Augen vorausliegt. Bilder werden zu Fenstern in die Vergangenheit und Zukunft.
Wovon handeln die Bilder? Ist es die Suche nach einer Sprache vor dem Sündenfall der Wahrnehmung? Sind es skizzierte Augenblicke, die vor die Beschädigung der Sinne zurückführen, an einen Ort, wo uns noch der Wind aus dem Paradies der unverstellten Erkenntnis ins Gesicht bläst? Der Wind kann zum Sturm werden, er kann sich drehen, und unverhofft finden wir uns in der Gegenwart, durchleuchten unser Repertoire des Sehens und orten in den Skizzenbüchern Benétiks Wirklichkeitsfragmente, die uns mit auf die Reise nehmen. Diese Reisen finden im wahrsten Sinn des Wortes statt, da uns Benétik den kosmopolitischen Blick in die Ferne gewährt. Die Nabelschau ist nicht seine Sache. Diesmal führt der Weg über Ljubljana, Triest und Klagenfurt in die skizzenhafte Reduktion. Das vorliegende ist sein erstes Skizzenbuch und steht am Beginn seiner künstlerischen Laufbahn.
Darin setzt Benétik sich mit der Globalisierung des Schauens, der Ordnung der Dinge, den Schatten unserer Träume auseinander; der Ursprung führt über das Ziel hinaus, die Skizzen fügen sich später in seinem Werk zu neuen Bildern. Es ist der Weg in die Tiefe zur großen Stille, die dem Betrachter abgenötigt wird. Es ist eine Flaschenpost, die auf unsere Augen zielt, von weit her und doch ganz nah. Meditierend blicken wir in die Tagebücher und Gärten der Erinnerung, stehen vor dem Bild oder der Skizze, jeder mit seinen Augen allein.
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