Ich meine, Herr Hessel, ein bisschen gerechter Zorn ist immer gut.
Gerechter Zorn! Das nehme ich gerne an. Gerne. Wissen Sie, ich habe zwei verschiedene Arten von Feinden – was mein Büchlein angeht. Die einen, die verstehe ich sehr gut, die sagen, was bedeutet denn das, sich empören, na ja, gut, aber es nützt ja nichts. Man empört sich, dann ist man wütend, gut, na und, alles geht weiter. Denen sage ich, sie haben wahrscheinlich nur den Titel meines Buchs gelesen und vielleicht nicht den ganzen Text, denn ich sage ja immer wieder auch im Text, es gibt ganz gewisse Probleme, die müssen jetzt geklärt werden, und da hilft nicht nur Empörung, sondern dafür ist eben auch Engagement notwendig, sich einsetzen.
Nach dem großen Interesse, das meine beiden Bücher ,Empört Euch‘ und ,Engagiert Euch‘ geweckt haben, wird dieses sehr offen geführte, intensive Gespräch mit Michael Kerbler – geführt im Österreichischen Parlament – meine Argumente nachvollziehbar
machen und vertiefen helfen. Nicht zuletzt macht die CD von unserer Debatte Nuancen meiner Argumente hörbar, die das gedruckte Wort nicht bieten kann. Dieses Gespräch in Wien, noch dazu an diesem wichtigen Ort, aufgezeichnet vom Österreichischen
Rundfunk, ist für mich ein Dokument von Dauer. Es ist ein zum Nachdenken anregendes und Richtung gebendes Buch, das – so hoffe ich – in dieser Zeit des Umbruchs dazu beitragen wird, dass sich die Nebel der Orientierungslosigkeit ein wenig zu lichten beginnen.“
Stéphane Hessel über seine Begegnung in Wien mit Michael Kerbler
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