Dieses Buch beruht viel mehr auf der Wahrheit, als es dem Leser scheinen mag.“ So die Triggerwarnung, die Markéta Pilátová ihrem neuesten Roman vorausschickt. Im Mittelpunkt stehen die Eigenbrötler Mirek, freiberuflicher Therapeut und Heiler, und Rudy, einst am Institut zur Erforschung paranormaler Erscheinungen tätig. Die beiden eint die Tatsache, dass sie mit übersinnlichen Begabungen ausgestattet sind, die jeder auf eigene Weise nutzt. Ihr Talent lässt sie allerdings auch einen „Sicherheitsabstand“ zueinander wahren.
Die dritte Hauptpersonen ist Majka alias Evangelina. Mit einem gravierenden persönlichen Problem sucht sie nacheinander beide Männer auf und bittet um Hilfe. Keiner der zwei leistet diese Unterstützung jedoch ganz uneigennützig. Die Handlung spielt nicht nur im schroff en nordmährischen Altvatergebirge, sondern immer wieder auch außerhalb der greifbaren Realität, in Parallelwelten, in eigenen und fremden Gedankenpalästen, wo sogar Verstorbene auftreten. So etwas scheint im 21. Jahrhundert keinen Platz zu haben, allerdings verweist die Autorin auch auf die langen Schatten der Vergangenheit: die Hexenprozesse von Groß Ullersdorf/Velké Losiny am Ende des 17. Jahrhunderts oder die Versuche zu Zeiten des real existierenden Sozialismus, esoterische Phänomene auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen und Nutzen daraus zu ziehen.
Es entspinnt sich ein regelrechter Krimi: Was haben die schwarzen Mäntel zu bedeuten, von denen beide Männer träumen? Können in der Vergangenheit verübt Taten nachträglich ungeschehen gemacht werden? Wie geht man mit eigenen Schuldgefühlen um und mit Vorkommnissen, an denen man eine Mitschuld zu tragen glaubt? Wo liegen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Unterbewusstem?
All dies schildert Markéta Pilátová – in der für sie auch sonst typischen Tradition des magischen Realismus – ganz sachlich, als plausiblen Teil der Realität der handelnden Personen.
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