Possen und Posen der vorletzten Tage
ca. 180 Seiten, broschiert
EUR 18,80 / sfr 22,50

Eines schönen Tages, schön war er in der Frühstunde in seinem friedlichen Beginnen tatsächlich, war Ashburn alt. Nicht dass er etwa Bestimmtes oder Gewohntes nicht hätte tun können. Er wusste nur im Deut einer Sekunde: ich bin alt. Der schöne Tag war hässlich geworden, der Sommer frostig. Das Lebensgeflunker stockt. Die Hand der Vergeblichkeit drückt zu. Das Gestern wird bekränzt, klingt nach schöner Regel. Umzug in den Hinterhof. Den Hinterhof der Tage, des Augenblicks. Die Bedürfnisse dessen, das sich allzu pompös Geist nennt – selbst die, deren Hirnweide ein enger Gatter, ein kleiner Hof ist, finden dieses Wort angemessen –, sind den als kompakt untrüglich verstandenen weit voraus, die Umkehrung der Lust in Resignation, des Genusses in missmutige Ergebung. Eine Leere, zufrieden mit sich, die nirgendwohin will, die keine Wege geht, kaum sich erhebt. Kein Tag. Das schöne Gestern. Ashburn eröffnet seine eigene Zeit. Anders als alle anderen Zeiten. Sie zeigt sich oder zeigt sich nicht. Je nachdem, wie spät es ist.

Auch wenn die Sentenzen in der Regel länger als ein Satz sind, so zielen sie doch auf Welthaltigkeit. Damit dieses Unterfangen nicht schiefgeht, denn selbst (und gerade) bei Nietzsche finden sich – inmitten so herausragender Worterzeugnisse – ausgesprochene Banalitäten versteckt in weltmännischer Verkleidung, sind die verstreuten Bekenntnisse, Einsichten, Vorwürfe, Aburteilungen mit ironischer Finesse oder überzeichnetem Ernst versehen und schaffen damit jenen Aufruhr, den der Aphorismus kraft seines Wesens schaffen soll.
Alexander Peer zu Alexander Widner

Lesen, schweigen, die Formen der Verständigung ohne Missverständnisse, nach der wir unseren Ablauf richten, in verzweifelten Fällen richten müssen.

Alexander Widner, 1940 in Wien geboren, aufgewachsen in Kärnten und Niederösterreich, längere Auslandsaufenthalte, u. a. sechs Jahre in den USA. Prosaschriftsteller und Dramatiker. Lebt in Klagenfurt. Etliche Veröffentlichungen, zuletzt bei Wieser: Am Abgrund der Bücher – Anmerkungen zur mir bekannten Welt (2005); NY 11235 – Aufzeichnungen 2004–2006 (2007); Gravesend – Aufzeichnungen 2007–2010 (2011).